Ein Liebesabenteuer

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ein liebesabenteuer alexandre dumas
kategorie: Buch
genre: Roman
autor: Alexandre Dumas
verlag: Manesse

Format: Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag: 208 Seiten
VÖ: 10.11.2014
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7175-2190-7
Kaufpreis: 19,95 €

Pardon, das Französisch des Rezensenten ist in einem Maße eingeschlafen, dass man sagen könnte es läge im Koma, doch soll es hier dennoch einmal versucht werden: magnifique. Für alle denen es ähnlich geht: Großartig. Wir finden ein Buch vor, dass changiert, zwischen Roman, Reisebericht, Theater-Dialogen, Satire und dieses eben auf wunderbare Weise. Ganz kurz zusammengefasst: Den gealterten Autor Dumas besucht eine hinreißende Schauspielerin aus dem fernen Ungarn. Der Frauenheld gerät entsprechend in Verzückung, doch etwas ist anders, sie legt von Anfang an die Karten auf den Tisch, es wird kein Liebesabenteuer zwischen den ungleichen Bekannten geben, Punkt aus. Ein Dumas mag sich gedacht haben: Endlich einmal eine Herausforderung, die das ganze Verführungstalent fordert! Doch denkt er dieses jedenfalls nicht lange, denn fasziniert stellt er auf einer gemeinsam angetretenen Reise, nach dem Aufenthalt in Paris, fest: Das man(n) mit Frauen, entgegen seinem ursprünglichen Denken, doch wirklich befreundet sein kann.

Besagte Reise bringt eben aus Paris, beide in geschwisterlicher Freundschaft, über Brüssel und den Rhein hin ins deutsche Mannheim, was dem Autoren Gelegenheit bietet, über das Gesehene, Gewusste und Erinnerte schreibend nachzudenken. Und dieses auf eine Art und Weise, die mit der Zunge schnalzen lässt. So selbstverliebt Dumas war, er ist nie aufdringlich, so sehr er auch die Wahrheit anpasste, lügt er nicht wirklich. So sehr er Franzose war und Republikaner, ist er in seinem Spott doch nicht ohne Zuneigung. Etwa wenn er in der wiedergegebenen Konversation zu Anfang des Buches das Theater in den Satzwechseln aufleben lässt und in Rasanz und Brillanz die Witzigkeit, die milde Ironie und den doppelten Boden der Rede beinah unnachahmlich zelebriert. Sich als Alleskönner, als omnipotent darstellend und sich da bescheiden zeigend, wo er wohl fand, dass seine Bescheidenheit zu loben sei.

Auch in anderem Sinne zeigt Dumas, dass dieses autobiographische Buch seine eigene Verwurzelung im Theater nicht verschweigt, so haben wir wie bei Hamlet ein Stück im Stück vorgefunden, dieses wunderbar eingebunden, und diesmal wirklich ein, wenn nicht DAS, Liebesabenteuer aufführt. Und wie, der Schmelz dieser Sehnsucht, der Klang dieses hohen Gefühls! Zur Witzigkeit, man lacht nicht selten laut auf, und manche Pointe ist voll von Überraschung. So kann sich der Genießer Dumas seitenlang über die Unsitte des auf deutsche Art, wobei er meint: auf nicht-französische Art, zubereiteten Kaffees aufregen, mit dem heiligen Zorn desjenigen, der aus Speis und Trank Gaumenfreuden wie kaum ein andrer zu ziehen vermochte. Und auch als Deutscher muss man darüber lachen und kann sich daran freuen. Auch darf man ja nicht vergessen, wann diese Zeilen geschrieben wurden. In einer Zeit, die hier in Sätzen und Abschnitten wieder auflebt und in die Kultur derselben einführt und stets interessant dabei auf Berühmtheiten und zur Berühmtheit Strebende oder Angeschobene eingeht.

So gerät das alles zu einem Zeitraum der Freude, sowohl das was man liest, dem Inhalt nach, als auch wie man es liest, des Lesevergnügens nach. Denn es wird zur Liebeserklärung an die platonische Liebe. An Frauen von Schönheit und Geist, obschon man ihnen sich nicht so sehr nähern kann, wie man es vielleicht in den ersten Momenten wollte. Ja, sogar so weit gehend, dass man jenes nicht mehr will, um dieses nicht zu verlieren. So endet das Buch, mit tiefer Weisheit, die aus Verweigerung und einer vermeintlichen Niederlage des Eroberers entsteht. Und eine Niederlage in einen Sieg zu wenden, war schon immer das Vermögen der größten aller Schlachtenlenker, und sei es jene Schlacht des liebenden Kampfes im Zwischenmenschlichen. Welches Dumas als glänzender Erzähler und also Beobachter wie kaum ein Zweiter zu schlagen vermochte und bei anderen sich darin Schlagenden zu erkennen befähigt war.

Der Ton all dessen …, dieses melancholische Spiel mit der Erinnerung, die von großer Reife gemäß einer erlangten Distanz spricht, dieses Spiel also liest sich auf eine Weise, die bei aller Maskenhaftigkeit eigene Wahrhaftigkeit hat, diese sich nicht zu ernst nimmt. Sich nicht darüber täuscht, die Wahrheit einordnend, was diese sei und unter wie vielen anderen sie vielleicht steht, oder was es heißt, eine unter diesen einmal ausgesprochen zu haben. Dumas ist ein Erzähler, kein Lehrer und kein Philosoph. Wir nun, die wir die vorliegende Erzählung uns selbst durch das Lesen nach-erzählen, vermögen es unzweifelhaft dem nur zu entnehmen, was zu entnehmen ist, von diesem aber, was uns besonders anspricht, also was wir wollen, dass das Thema des Buches sei, oder sein wesentliches Gesicht. Der Rezensent jedenfalls wurde fündig, und darüber ausgesprochen freudig. (4,5/5)

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