The Crew

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the crew xbox one cover
kategorie: Spiel
genre: Rennspiel
publisher: Ubisoft
plattform: PC, PS4, Xbox 360, Xbox One

VÖ: 02.12.2014

Wer schon immer einmal quer durch die USA fahren wollte, hat nun im neuen Online-Rennspiel „The Crew“ aus dem Hause Ubisoft die Chance dazu. Dabei wird das Rennvergnügen jetzt auch in den MMO-Bereich gelegt, ähnlich wie bei den Spielen „Forza Horizon“ oder „Drive Club“. Der Schauplatz, in dem man gegen andere Spieler antritt, ist hierbei nichts Geringeres als der detailgetreue Nachbau der USA. Und Entwickler Ivory Tower hat ganze Arbeit geleistet. Neben den größten Städten, wie New York, Los Angeles, San Francisco, Dallas oder Seattle, mit ihren charakteristischen Schauplätzen, wurden auch unzählige Sehenswürdigkeiten am Rande der Metropolen nachgebaut. So kann man den Sonnenuntergang am Grand Canyon genießen oder aber an den Niagara Fällen vorbeiheizen. Natürlich ist alles stark komprimiert, aber nichtsdestotrotz dauert eine Fahrt von der Ostküste bis zur Westküste ganze eineinhalb Stunden. Und das komplette Areal lässt sich frei befahren. Wer keine Lust auf ödes Straßengeheize hat, kann jederzeit Offroad über Stock und Stein brettern …

Story

Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Alex Taylor. Ein smarter Typ mit Vollbart, Lederjacke und Sonnenbrille. Diesen hat man fünf Jahre zuvor für den Tod seines Bruders Dayton, welcher von einem Mitglied der Autogang 510 erschossen wurde, unschuldig hinter Gitter gebracht. Nach verbüßter Strafe wird ihm von der attraktiven FBI-Agentin Zoe ein Deal angeboten. Dabei soll Alex helfen den korrupten Cop Coburn zu überführen und bekommt dafür den Boss der 510 geliefert. Eigentlich eine Geschichte, die so austauschbar ist, wie der Burgerbelag bei McDonalds, aber nichtsdestotrotz als roter Faden in einem Rennspiel in Ordnung geht. Die Charaktere, welche Alex nach und nach rekrutiert, werden glaubhaft eingeführt und bieten sogar die eine oder andere interessante Persönlichkeit. So vergrößert er seine Crew im Verlauf des Spiels immer weiter, um sich erfolgreich bei den 510s einzuschleusen. Da diese zersplittert sind, hat man im Verlauf des Spiels die Möglichkeit sich einer der fünf Fraktionen anzuschließen und für diese zu kämpfen.

Die Geschichte des Spiels wird dabei von zahlreichen Zwischensequenzen getragen, welche durch ihre Kameraführung auf Bodenhöhe und den schnellen Schnitten stark an Filme der „Fast & Furious“-Reihe erinnern. Außerdem zeigt uns das Spiel auch etliche Sequenzen vor und nach Missionen bzw. beim Betreten verschiedener Orte. Allerdings hätte man sich hier für meinen Geschmack den einen oder anderen Clip sparen können, da beispielsweise beim Betreten des Headquarters oder des Autohändlers ganze vier Filmchen abgespielt werden, bevor man an Ort und Stelle ist. Klar gibt es die Option des Überspringens, dennoch kann dies beim wiederholten Ansteuern etwas nerven.

Gameplay

„The Crew“ lebt von seiner schieren Größe mit den detailliert gestalteten Städten, Landstrichen und Sehenswürdigkeiten der USA. Angefangen in Detroit, der ehemaligen Autostadt Nummer eins, begibt man sich so auf eine Reise quer durchs Land bis nach Los Angeles. Dabei heißt es in den Hauptmissionen Konvois ausschalten, der Polizei entkommen oder auch als erster die Ziellinie erreichen. Immer mit dabei unser Fahrzeug, welches man ähnlich einem RPG immer weiter verbessert. Man bekommt für jede erfolgreich absolvierte Mission Erfahrungspunkte und neue Autoteile, mit denen sich das Vehikel stetig verbessern lässt. Dabei wird zwischen bronzenen, silbernen und goldenen Bauteilen unterschieden, je nachdem wie gut man die Mission absolviert hat. Bis auf Stufe 50 kann man so seinen „Char“ leveln. Außerdem erhält man sogenannte Fertigkeitenpunkte, mit denen prozentual gewisse Fahreigenschaften beeinflusst werden können.

Unser Fahrzeug umfasst dabei insgesamt fünf Ausführungen, welche einem in Städten, auf Rennstrecken oder in unwegsamem Gelände Vorteile verschaffen. So gibt es beispielsweise neben dem eigentlichen Serienwagen eine Rennvariante oder auch ein Offroad-Kit. Je nach Mission und Gelände entscheidet man sich dann für die ein oder andere.

Insgesamt bietet „The Crew“ eine sehr große Auswahl an Fahrzeugen, vom Ford Focus RS bis zum LaFerrari ist alles vorhanden. Diese lassen sich dann bei den verschiedenen Autohändlern in den Städten gegen „Bucks“, die Spielewährung, oder auch Echtgeld, beispielsweise über den Xbox Marketplace, erwerben. Zweitere Variante ermöglicht so auch schon zu Anfang ein schnelleres Gefährt zu besitzen.

Neben den Hauptmissionen hält „The Crew“ auf den einzelnen Gebieten verteilt noch an die hundert weitere Nebenmissionen bereit, die ebenfalls mit neuen Teilen und Bonis aufwarten. Diese reichen vom präzisen Durchfahren vorgegebener Tore, welche immer enger werden, zu Geschwindigkeitsmissionen, in denen man ein gewisses Tempo nicht unterschreiten darf bis hin zu Missionen, bei denen man von einem Fahndungskreis nicht eingeholt werden darf.

Aufgrund der abwechslungsreichen Umgebungen und dem Wechsel zwischen On- und Offroad-Missionen wird dabei das sich auf Dauer wiederholende Missionsmuster geschickt kaschiert. Positiv hervorzuheben sind an dieser Stelle auch die zahlreichen geskripteten Events, welche während der Missionen immer wieder auftreten und zusätzlich zur Lebendigkeit der Spielumgebung beitragen. So fliegt beispielsweise eine kleine Propellermaschine knapp über unseren Kopf hinweg als wir bei einer Mission durch ein Feld jagen. Oder aber sieht man in der Stadt eine Feuerwehr, die gerade dabei ist ein brennendes Haus zu löschen.

Die Karte hält aber noch weitere Sachen im Verborgenen. So kann man beispielsweise auf die Suche nach Autowrackteilen gehen, um aus diesen später ein neues Fahrzeug zusammenzusetzen. Aufgedeckt wird das alles entweder indem man alle Gebiete durchfährt oder aber Ausschau nach Satellitenschüsseln hält. Im Ubisoft-Prinzip schalten diese ähnlich wie bei „Assassin’s Creed“ oder „Far Cry“ die Sicht auf neue Gebiete frei.

Alle Missionen lassen sich allein bestreiten oder aber auch im Koop. So kann man mit bis zu drei Spielern eine Crew bilden und sich so je nach Stufe der einzelnen Spieler einen Vorteil gegenüber den Gegnern verschaffen. Außerdem gibt es die Möglichkeit andere Crews herauszufordern und gegen diese anzutreten. Leider ist es aber so, dass die freie Fahrt auf acht Spieler begrenzt wurde, was im Vergleich zu der riesigen Spielwelt ziemlich witzlos ist, da man nur sehr selten anderen Spielern begegnet. Daher stimmt die Bezeichnung als großes MMO-Rennspiel nur bedingt. Gut gelungen sind die PvP-Arenen, in denen man sich ebenfalls mit anderen Spielern auf der gesamten Karte in verschiedenen Disziplinen messen kann.

Technik und Steuerung

Entwickler Ivory Tower hat sich sehr viel Mühe gegeben die USA in einem stimmigen Bild zu zeichnen. Egal ob man durch New York fährt oder den mittleren Westen. Man hat zu jeder Zeit das Gefühl vor Ort zu sein. Auch wenn natürlich alles nur in komprimierter Form vorliegt, hat man es geschafft die Welt authentisch wirken zu lassen. Die Fahrzeugmodelle erfreuen sich dabei ebenfalls großer Detailliertheit und laden förmlich zum Tuning ein. Gut gemacht ist hier auch das Zerlegen der Fahrzeuge in ihre Einzelteile, wenn man in der Werkstadt neue Teile verbaut.

Demgegenüber steht aber leider die sehr schwammige Steuerung. Klar handelt es sich bei „The Crew“ nicht um eine Rennsimulation. Allerdings hat man hier das Gefühl auf Watte zu fahren. Die Fahrzeuge reagieren außerordentlich spät und schaukeln sich sehr schnell auf, was ein kontrolliertes Fahren stark erschwert. Vor allem bei Verfolgungsjagden, wenn das gegnerische Fahrzeug förmlich auf Schienen um die Kurven fliegt, führt die Fahrphysik schnell zu Frustration. Auch die Erkenntnis, dass zu Beginn unser Offroad-Kit ruhiger auf dem Schotter gleitet als unser Straßenflitzer auf Asphalt verwundert etwas. Glücklicherweise lässt sich das Fahrverhalten aber mit den neu gewonnenen Bauteilen positiv beeinflussen. Dennoch dauert es sehr lange bevor man ein akzeptables Ergebnis erzielen kann.

Das Geschwindigkeitsgefühl ist im Spiel insgesamt gut gelungen, allerdings bei weitem nicht so extrem wie bei einem „Need for Speed: Most Wanted“ oder einem „Burnout“. Leider fehlt auch hier wieder der Blur-Effekt bei hohen Geschwindigkeiten, welcher meines Erachtens zu einem noch intensiveren Geschwindigkeitsrausch führt.

Die KI der gegnerischen Fahrzeuge reagiert in den Rennen ordentlich und auch nicht komplett fehlerfrei, welche so der Authentizität der Rennen zugutekommt. Einzig das teilweise gummibandartige Verhalten, sodass Gegner einen herankommen lassen um im nächsten Moment wieder davon zu ziehen, kann etwas stören, wurde aber mittlerweile durch diverse Patches abgeschwächt. Sehr viel Spaß machen die Verfolgungsjagden mit der Polizei. Diese fahren sehr rabiat und ohne Rücksicht auf Verluste, sodass vor allem in höheren Fahndungsleveln die Flucht zu einer echten Herausforderung wird.

Fazit

„The Crew“ ist nicht das erwartete große MMO-Rennspiel, welches angekündigt wurde. Nur acht Spieler in der freien Fahrt, keinen Serverbrowser, begrenzte Anzahl an möglichen Crewmitgliedern oder auch das Fehlen einer Tauschoption von Autoteilen untereinander sprechen eine andere Sprache. Dafür macht es aber auf anderer Linie vieles richtig. Die riesige, lebendige Spielwelt mit ihren liebevollen Details und unzähligen Sehenswürdigkeiten ist schon allein einen Besuch wert. Es fühlt sich einfach verdammt gut an mit seinem Vehikel durch die unterschiedlichen Landschaften und Städte zu heizen. Dazu kommt ein sehr abwechslungsreiches Missionsdesign, welches den Spieler bei der Stange hält. Und auch die Möglichkeit immer neue Autoteile zu ergattern, birgt hohes Suchtpotential. Dazu verhalten sich die Gegner fair, überholen klug, machen aber auch Fehler, so dass die Rennen wirklich spannend bleiben.

Für Spieler, die mal schnell eine Runde drehen wollen, ist es sicherlich zu umfangreich. Gerade zu Beginn kann die Karte arg überladen wirken, da es an jeder Ecke etwas anderes zu erledigen gibt. Insgesamt ist „The Crew“ aber ein absolut solides Rennspiel im Stile alter „Need for Speed: Most Wanted“-Teile mit einer tollen Kulisse und somit auf jeden Fall ein Rennen wert.

PRO:

  • die schiere Größe mit vielen tollen Details
  • man kann fast alles befahren
  • viele unterschiedliche Modi
  • lebendig wirkende Spielwelt
  • gute Mischung aus Offroad- und Straßenstrecken

CONTRA:

  • schlechte deutsche Sprachausgabe
  • schwammige Steuerung
  • Onlinezwang
  • gegnerische KI teilweise wie Gummiband
  • keine Wettereffekte

(4/5)

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