Charlie Cunningham

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charlie cunningham
kategorie: Feuilleton
label: Mute
genre: Singer / Songwriter
medium: Vinyl
sparte: Interview

VÖ: 17.11.2014

Er weiß nicht so recht wie es passiert ist, ich sowieso nicht und ihr wahrscheinlich noch weniger, aber freuen tun wir uns alle darüber: Charlie Cunningham ist mit den „Mighty Oaks“ auf dicker Europa-Tour. Und während sich die einen fragen, wer dieser Gitarre spielende Heini, der da auf der Bühne sitzt, wild auf seinen Saiten herumzupft und endlich Platz für die geliebten Mighties machen soll, ist, freuen sich die anderen über so einfühlsame, authentische Klänge, die den Einstieg in das Konzert mit Wattebäuschchen, Schokolade und Bier auslegen. Doch wie macht der das bloß? Und wer ist das eigentlich?! Mich hat’s interessiert und euch gleich hoffentlich auch.

Charlie, warum weiß man so wenig über dich?

Ich hatte versucht zu Anfang meiner Karriere so wenig wie möglich im Internet zu publizieren, aus dem klischeehaften Grund meine Musik für sich sprechen zu lassen. Es war mir wichtig, dass die Songs alleine Aussagekraft genug sind. Das hat sich später geändert. Im Laufe der Zeit muss man einfach ein bisschen von sich preisgeben.

Du hast zwei Jahre in Sevilla verbracht, um dort das Studium der Gitarre zu intensivieren. Was ist so besonders dort?

Die typische Klangfarbe, die man von dort so kennt ist natürlich der Flamenco. Allerdings ist das gar kein ausschließlich spanisches Phänomen. Der Flamenco kommt nämlich eigentlich von den Sinti und Roma, die dort siedelten. Und die wiederum haben ja eine unglaublich lange Pilgerreise hinter sich. Ihre Reise begann in Indien, von dort aus sind sie dann über die Küstengebiete in Richtung Spanien gereist. Ihre Musik hat also super viele Einflüsse erfahren, arabische, jüdische, maurische, …. Man kann den Flamenco also vielmehr als eine Art Weltmusik bezeichnen. Es gibt ihn überall, immer in einer regional differenzierten, eigenen Verwirklichung.

Erzähl mal weiter!

Anfangs hatte ich sogar einen Gitarrenkurs belegt, nach anderthalb Monaten habe ich dann allerdings herausgefunden, dass die Technik vor allem auf ein paar bestimmten Mechanismen beruht, für die man nur unglaublich viel Zeit braucht, um sie zu erlernen. Deshalb bin ich danach einfach dort geblieben und habe geübt. Im Endeffekt hat es zwei Jahre gedauert bis ich das Gefühl hatte, das Ganze wirklich einverleibt zu haben, davor wollte ich nicht nach Hause fahren.

Mein großes Ziel war es, auf eine sehr dynamische Art und Weise, das Größtmögliche aus einer einzigen Akustikgitarre herauszuholen. Also allein mit der Gitarre ein sehr umfassendes und vielschichtiges Klangvolumen zu erschaffen. Vielleicht kann man sagen, dass die beiden Jahre in Sevilla mir zu der letzten notwendigen Zutat verholfen haben, um das möglich zu machen. Im Laufe der Jahre habe ich mir so eine ganz eigene Methodik geschaffen, die Techniken zu interpretieren, um so meinen persönlichen Stil zu kreieren. Obwohl ich also den Flamenco als natives System erlernt habe und er in meiner Musik auch Anklang findet, kann man dennoch sagen, dass er in meiner Musik nicht hermetisch auftritt.

Du wohnst in Oxford. Stimmt das?

Jein … Ich habe dort Gitarre studiert und auch nach meiner Zeit in Sevilla gewohnt. Aber bevor ich die Tour mit den „Mighty Oaks“ angetreten bin, ist mein Mietvertrag ausgelaufen, deswegen bin ich momentan sozusagen heimatlos (lacht). Aber ich denke nach der Tour werde ich zu meinen Freunden und meiner Familie nach London ziehen. Sie sind mir sehr wichtig.

Wie schaffst du es, dass so viele Menschen sehr persönlich von deiner Musik ergriffen sind?

Wow … schwere Frage. Ich denke, dass meine Art Musik zu machen eine sehr natürliche ist. Ich habe keine spezielle Gesangsausbildung gemacht, meine Darbietungen sind also nicht professionell geschult, sondern einfach pur und unverfälscht, wodurch vielleicht eine Art authentische Verbundenheit mit dem Zuhörer entsteht.  Also das ist die eine Sache. Und andererseits vielleicht die Texte. Meistens dreht es sich in meinen Texten um Dinge, die jeder schon in irgendeiner Art und Weise durchlebt hat, so wie bei „Outside Things“. Es geht darum, welche Gefühle und Gedanken ein Baby zu Beginn seines Lebens hat. Und, naja, wir waren ja alle mal ein Baby. Vielleicht etwas in der Art. Eindeutig kann ich das aber leider nicht sagen.

Vielleicht müssen wir auch gar nicht wissen warum …

Nein, vielleicht nicht.

Seit Montag, dem 17. November darf endlich Geld für seine erste Platte ausgegeben werden. Wir freuen uns, dass er sich nach langer Zeit doch dazu entschlossen hat etwas zu publizieren und warten gespannt auf mehr. (5,5/5)

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