Die Zukunft – Sechs Kräfte, die unsere Welt verändern

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die zukunft sechs kraefte die unsere welt veraendern al gore
kategorie: Buch
genre: Wirtschaftsliteratur
autor: Al Gore
verlag: Siedler

Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 624 Seiten
VÖ: 12.05.2014
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-8275-0042-7
Kaufpreis: 26,99 €

Die Zukunft vorhersehen zu können! … Da gab es im Mittelalter schon sämtliche Scharlatane, Münchhausener und Lügenpeter, heute schreibt der sich einfach nur anders, nämlich Al Gore: Die Zukunft – sechs Kräfte, die unsere Welt verändern … Aber Spaß beiseite, das Thema ist ja leider ein viel zu ernstes …

Schluckauf, Magenwinde und einen riesengroßen Kaffeefleck auf meinem Bettlaken haben mir folgende Zeilen gleich zu Anfang eingebracht: „Die Welt ist mehr denn je auf die intelligente, klare, wertorientierte Führung durch die USA angewiesen, zumal eine sinnvolle Alternative nicht in Sicht ist.“ (S. 24). Da schreibt also tatsächlich ein Friedensnobelpreisträger, dass er quasi aus den letzten 500 Jahren Zeitgeschichte absolut nichts mitgenommen hat. Man hätte doch zumindest von dem Moralapostel des Klimawandels schlechthin, auch wenn es wieder ein Ami sein muss, erwarten können, dass wenigstens der einmal eine zumindest latent autokritische Stellungnahme zur nordamerikanisch-dominierten Weltpolitik Beziehung nehmen hätte können. Traurig. Ich bin so wütend geworden, ich hatte den Wälzer erst einmal für die nächsten Wochen in der dunkelsten Ecke meines Zimmers verschanzt. Und das nach vierundzwanzig Seiten …

Nachdem ich mich dann zu einen Versöhnungsversuch überredet hatte, prasselte Information auf mich ein, die sich sowohl auf der Basis einer dem Werk gerechten Literaturrecherche bewegt, als auch sich als eine äußerst kritische Stellungnahme des aktuellen Weltgeschehens herausgestellt hat. Nach der einschneidenden Kritik seiner propagandistischen Abhandlung über die „Unbequeme Wahrheit“ konnte er sich derart schlecht zusammengerauftes Material natürlich auch nicht mehr leisten (siehe hierzu Prof. Frederic Singer sowie Prof. Josef Reichholf). Allein schon deshalb habe ich mich mit Bedacht an die Thematik herangewagt. Deutlich war der Bezug zu Gores Steckenpferd, der globalen Umweltthematik, zu erkennen, allerdings war die Information für den Anspruch der Weltgerichtetheit, den er an seine Ausführung hegte, meiner Meinung nach nicht immer zu einhundert Prozent gerechtfertigt. Man hört schon hier und da einmal etwas über argentinische Kühe oder ein paar schweizer Wissenschaftler, der bereits auf Seite vierundzwanzig angeschlagene Tonus bleibt allerdings weitgehend erhalten (mit anderen Worten: es schreit geradezu nach Amerikazentrismus). Mit einem wilden Durcheinander an Informationen zu in den Staaten durch die Ölkonzerne finanzierten Werbekampagnen, Lobbyismus, der globalen Überwachung und Spionage durch die NSA, dem Fortschritt der Wissenschaften und dem daraus resultierenden Imperativ einer moralischen Überschlagung neuer Erkenntnisse, gekrönt von den globalen schneeballeffekt-ähnlichen Auswirkungen auf die ganze Welt und der vor diesem Schauplatz angesiedelten, ja beinahe Volksverblödung durch die neuen Medien, Konsumgedanken und anderen Späßen, jongliert sich Gore durch seine sechs Paradigmen, die da heißen: die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft, die Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse, eine fehlgeleitete, allein auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik, der nicht nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen, sowie die Revolutionen in der digitalen Kommunikation, in den Neurowissenschaften und der Bio- und Gentechnik.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Buch nur ein Zeugnis wunderbarer Schwarzmalerei sein will oder ob es den selbsterhobenen Anspruch erhebt, eine Anleitung für zukünftige globale Vorgehensweise zur Lösung genannter Probleme innerhalb seiner selbst gewählten Paradigmen geben zu wollen. Gore scheint mir etwas zu übermotiviert die geballte Beweislast an Negativbeispielen aktueller Phänomene darzustellen. Abgesehen einiger Vorschläge für potenzielle, politische Vorgehensweisen gibt’s da nichts zu holen. Aber die Zukunft vorherzusehen … Anders als die rückwirkend von den sogenannten Wirtschaftsweisen bezüglich der Finanzkrise 2007 erbrachte Aussage (kann ich auch), scheint das ja alles recht einleuchtend zu sein.

Also, Einsicht als der erste Weg zur Besserung? Vielleicht ein guter Ansatz. Um Problemlösungen überhaupt erst in Gang setzen zu können, müssen wir uns Fehler eingestehen. Fehler, die wir bereits begangen haben und Fehler, aus denen wir dachten bereits gelernt zu haben. Die große Frage bleibt nur: Sind wir nicht vielleicht sogar schon über die Klimax des moralisch Vertretbaren hinausgeschossen? (3,5/5)

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