Mein Leben: Eine lange Geschichte

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mein leben willie nelson
kategorie: Buch
genre: Autobiografie, Roman
autor: David Ritz, Willie Nelson
verlag: Heyne

Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 448 Seiten
VÖ:
26.10.2015
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-453-27006-0
Kaufpreis: 22,99 €

Tja, was soll man lange darum herumreden, dieses wird ein Verriss. Was soll verrissen werden, ist eine Frage die sich stellt, denn es ist zu differenzieren (zumindest ein bisschen). Es ist hier nicht der Inhalt, also das tatsächlich gelebte Leben Willie Nelsons, der zu bewerten ist, sondern mehr das Wie der Darstellung, der Handreichung und der Mittlung des Selben. Wieso nun dieses zu verreißen ist, ist schnell erzählt.

Wegen der, bis an die Grenze des Erträglichen, einfach gestrickten, naiven, simplen, langweiligen und überhaupt faden – wie lauwarmes Leitungswasser in einem schmutzigen Glas in der größten Sommerhitze – Erzählweise. Dieses weinerliche Selbstmitleid im Angesicht einer Verfehlung, nach der man auf die Fresse flog, an der natürlich alle schuld sind (ja war da nicht sogar eine bitterböse Verschwörung des Staates gegeben?), bloß nicht der Verfehlende. Dieses, ach dieser Musiker ist auch toll, und dieser ist auch toll (kenn ich auch, ist ein ganz, ganz, enger Freund), und jener erst, und das war alles so furchtbar wichtig für mich, und es gibt scheinbar nichts, was nicht wichtig war und zum Namedropping einlädt. Dieser amerikanische Kitsch, dieses Geseier das Musik Leben ist, und Liebe, und dass man die Liebe leben, das Leben lieben, die Musik lieben und also musikalisch leben, und überhaupt ganz, ganz dolle optimistisch sein soll, und an sich glauben (und an Jesus, und den Dalai Lama, und an die Demokratische Partei), und vom Jungen mit der Gitarre zum gefeierten Star, und dieser Traum, der ja wahr wird, und ach … Es ist ein gehöriges Elend!

Gibt es wirklich-wahr Positives? Wäre eine andere Frage. Auch sie kann beantwortet werden. Für den Country-Fan und den sehr-sehr-sehr Interessierten an der amerikanischen Populärkultur, beide mit dickem Fell in Sachen stilistischen Schmerzempfindens, können hier Informationen zu finden sein – womöglich, die jenen vielleicht etwas bringen. So etwas wie ein kleines Aha-Erleben hier und da – eventuell. Etwas aber ist – dagegen – ganz sicher. Wie jede ernst gemeinte Autobiografie ist auch diese ein Ausdruck der in ihr relevanten „objektiven Zeit“. Also des Weltgeschehens im Kleinen und Großen, dass an den „subjektiven“ Lebensdaten ins Verhältnis gesetzt wird. Ein berühmter Sänger und Musiker zieht freilich andere Menschen an, unter diesen auch viele berühmte Leute sind. Und ein solcher, vielleicht sehr naiver und einfacher Mensch – wenn er es denn wäre und also man von diesem Buch darauf schließen könnte, was keinesfalls feststeht, kann dennoch hier und da einen lichten Moment haben. Der, zwar nur ein kleines Licht, etwas vorher Düsteres doch erhellt, solche Stellen mag es geben.

Es sind über 80 Jahre Teilhabe an Zeitgeschichte im Buch, vielleicht eines sehr kleinen Teils, wie jeder Mensch nur ein kleiner Teil am Ganzen der Menschheitsgeschichte ist, aber doch ein Teil, der seine Berechtigung durch sich selbst hat. Nur, musste darüber eine Autobiografie geschrieben werden? Und sollte man nicht vielleicht eher zu einer Biografie greifen, wenn es denn eine solche gibt oder geben wird, die sich ohne Beteiligung des „Auto“, das heißt des Selbstes von dem es handelt, kritisch mit dessen Leben auseinandersetzt? Auf diese Fragen ein Ja. Und ein Amen. (2/5)

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