Powder Room

Sam will eigentlich nur ganz „normal“ mit ihren guten, alten Freundinnen im gewohnten Club abfeiern. Doch diesen Abend hatte sie sich nicht so vorgestellt: Ihre College-Freundinnen tauchen plötzlich im Club auf und Sam erzählt, ob der prahlerischen Tirade der Collegefreundinnen, über ihr Erfolgsleben, ihrerseits ein Lügenmodell bestehend aus Erfolgsjob als Anwältin und glücklicher Beziehung, um nicht hinten anzustehen vor ihren mittlerweile erfolgreichen College-Freundinnen. Das Lügengerüst gerät jedoch in Gefahr als sie mit den alten Freundinnen zusammen gesehen wird, denn diese wissen wiederum, dass Sams Leben gerade gar nicht rosig aussieht. Natürlich lassen sich derartige Probleme nicht allzu lang verhindern und so kommt es bald zur Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten und Sam muss nicht nur ihren Freundinnen, sondern auch sich selbst Rechenschaft ablegen und überlegen was und wer ihr wirklich wichtig ist.

UND?

Zu Beginn kann der Film mit einer originellen und witzigen Art der Darstellung interessanter Details der Hauptfiguren punkten. Dazu passt dann auch die Musik, die an sich sonst gewöhnungsbedürftig für zartbesaitete Mainstream- Menschen wäre.  Danach allerdings driftet der Film mit schrägen Stummfilmeinlagen, in denen nur Musik zu vernehmen ist und sich die Münder der Protagonisten lautlos und deren Körper sich teilweise puppenhaft verzerrt bewegen, in eine Richtung ab, bei der der Zuschauer nicht mehr nachkommt. Es gibt viele verschiedene Storylines zwischen unterschiedlichen Figuren, die sich alle sehr schnell kurzszenenartig abwechseln, sodass man etwas überfordert ist und sich fragt: Wann fängt die eigentliche Story an?

Eines haben diese verschiedenen Teilstränge allerdings gemeinsam: fast alle landen auf der Toilette ein- und desselben, (miesen) Clubs. Dies ist also die Lieblingslocation des Regisseurs gewesen, denn gut 70% aller Szenen spielen sich da ab. In der Damentoilette, dem Powder Room, werden also nicht nur Drogen zu sich genommen und kräftig nachgeschminkt, sondern auch Konfrontation betrieben. Welcher Ort wäre dazu auch besser geeignet als die Damentoilette?

Höhepunkt des Films ist dann der Kollaps der Hauptfigur Sam, die kläglich scheitert bei dem Versuch ihren schrillen, durchgedrehten und teilweise verkorksten, alten Freundinnen sowie den weniger alten, aber perfekt anmutenden, erfolgreichen College-Freundinnen beidermaßen gerecht zu werden. Trotz der unverblümten Wahrheit und krass dargestellter negativer Aspekte des unausgefüllten, unzufriedenen Lebens rappelt sich auch in diesem Film die Hauptfigur wieder auf und besinnt sich nach einigen Überlegungen doch noch des wahren Ideals: der Freundschaft, und findet wieder zu ihren guten, alten Freunden zurück, da sie mit ihnen doch mehr verbindet als mit den falschen Freundinnen aus der Collegezeit. Alle Bad-Ending-Feinde können sich diesen Film also sorglos anschauen.

Auf recht schwer verständliche Weise wird das kaputte Leben städtischer Teenager und junger, erwachsener Frauen dargestellt und bei jedem Typ, ob gleichgültige Schlampe, die mit jedem ins Bett springt, oder perfekter, erfolgreicher Frau mit Kind, zeigen sich Probleme und Unzufriedenheit im Leben. Hinter jeder Fassade steckt mehr oder weniger das was man dem Anschein nach erwartet. Die sehr überdrehte, vulgäre (Klogänge werden recht detailliert gezeigt – aber wer will das sehen?), selbstironische und hemmungs- und schonungslose Darstellung der Problematik schockt zweifelsohne weniger gefestigte Gemüter und hätte sicher auch anders rübergebracht werden können. Der Stil ist also ganz klar Geschackssache. Mangels kompletten Durchblicks auch nach Ende des Films bleibt der Zuschauer allerdings verstört und mit einem faden Nachgeschmack zurück. (1,5/5)

BLU-RAY