Washington Square

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washington square henry james
kategorie: Buch
genre: Roman
autor: Henry James
verlag: Manesse

Format: Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag: 288 Seiten
VÖ: 14.04.2014
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7175-2310-9
Kaufpreis: 24,95 €

Ende des 19ten Jahrhunderts in New York. Die bessere, meint vermögende, Gesellschaft trifft sich auf einem Ball anlässlich einer Vermählung. Da nun kommt ein ferner Verwandter des Bräutigams, männlichen Geschlechts, ins Bild, dass er stattlich auszufüllen vermag, beredt, charmant und ausgesprochen gutaussehend erregt er recht bald einiges Aufmerken. Doch scheint er selber auf ein bestimmtes Wesen im Raume nur aufmerksam zu werden.

Wieso allerdings ist nicht recht erklärlich, dieses ist nämlich die recht blasse und kaum in irgendeiner Hinsicht interessante Catherine Sloper. Naja, abgesehen von dem umfänglichen Erbe, das sie einstens antreten wird, vielleicht. Doch sollte dieses etwa den Interessenten an ihr, in Wahrheit einzig interessieren? Immerhin ist sie nicht hässlich, ist charakterlich fest, sanft und leicht einzunehmen. Nun gut, doch kann das einem Jungen genügen, der genügend Vorzüge hat, beinah jedes Mädchen für sich zu gewinnen? Es scheint so, denn er umwirbt sie.

Nun ist es vermutlich leicht, als solch ein Bursche, den jungen Mädchen schöne Augen zu machen, bei den Vätern liegt der Fall erheblich anders. Und schon ist das Dreigestirn des Romans in Szene gesetzt. Fehlt nur noch die Schlange des Stückes, die Schwester des Vaters nämlich. Intrigant und dümmlich über alle Schmerzgrenzen hinweg, bemächtigt sie sich einiger Fäden im Buche, die unter ihren Fingern sämtlich katastrophal verheddern.

Der Autor macht alles offen und klar was er darstellt, der Leser weiß wo es langgeht, er kennt die sehr einfachen, inneren Bewegungen der Figuren. Diese sind wie in einem Theaterstück konzipiert, ihre Eigenschaften sind auf sehr wenige Charakteristika beschränkt, die ihr ganzes Verhalten ausrechenbar machen, aber dabei sind sie so gegeneinander gestellt, dass, scheint es, eine unlösbare Dilemma-Situation entsteht, der Rezensent fühlte sich von diesem an Sophokles erinnert.

Dies ist brillant gemacht, denn trotz dieses umfassenden Einblicks, trotz der Einfachheit der Figuren, gerät die Maschine ins Rollen und man ahnt nicht recht an welchen Baum sie gefahren wird. Es bleibt spannend, aber dieses ist nicht künstlich erzeugt oder angeheizt, vielmehr bedingt durch die Grundkonstellation. Denn natürlich will der Werbende nur das Geld der Umworbenen, natürlich wird der Vater sie ihm nicht geben, natürlich ist die Tochter dem, was sie selber für Verliebtheit hält, hoffnungslos ausgeliefert und natürlich wird der Vater sie enterben, wenn sie den Mitgiftjäger dennoch heiratet. So beginnt das fröhliche Aneinanderabarbeiten, dass immer mehr Reibung erzeugt, immer weniger fröhlich sich gestaltet, bis offen liegt, wie die Personen zu einander stehen.

Dies ist insofern modern, als dass sich ein jeder männlichen Geschlechtes vorstellen kann wie es sei, in solcher Situation Vater zu sein, und das Töchterlein nicht ins Unglück gelangen zu lassen, denn auch er ist einmal ein junger Mann gewesen und kennt also die jungen Männer. Gleichsam kann sich jede weiblichen Geschlechts vorstellen, wie das Verliebtsein, noch dazu das erste, blendet und gewisslich dem Vater bitter aufstößt, ganz egal wie trefflich die Wahl wäre, was sie meistens nicht ist. Und stellt man sich diese Pole vor, fragt es sich ganz grundsätzlich, wie ist da zu vermitteln, wo kann ein gangbarer Weg sein? Die Antwort ist, es gibt wohl keinen.

Hier sind nicht leicht Sympathien zu vergeben. Der Tochter nicht, dem Vater im Verlauf des Aufgeführten auch immer weniger, der junge Mann kommt von Anfang an nicht gut weg und die Tante ist eine wandelnde Katastrophe. Aber es entsteht doch Mitleiden, in all der Sinnlosigkeit und Rücksichtslosigkeit. Wo die Frau damals nichts als ein Zuverheiratendes war und das ist noch nicht so lange her, und auch noch lange nicht in allen Kulturräumen abgeschafft. So dass zum fast willenlosen Spielball erzogen, ohne viel erfahren oder gelernt zu haben, gehorchen sollend, an ihr sich die besitzenwollenden Väter und Werber bekriegen, uninteressiert an den Kollateralschäden, also so Petitessen wie Gefühlen, Lebensentwürfen oder dergleichen. Dies ist vom Autoren scharf beobachtet und sezierend offenbart worden. Was das Ganze dann auch zu einem guten Buch macht. Wenn auch es sowohl sprachlich als auch dem Plot nach nicht übermäßig aufregend ist, so doch immerhin innerhalb dessen spannend.

Das Nachwort der Übersetzerin ist zum Teil, im Übrigen, verzichtbar. Man deute bitte selbst und gebe auch nicht allzu viel auf den Klappentext und die darin enthaltenen, blumigen Adjektive. Dieses all wirkt nämlich, als haben die dieses Verfassenden den Haupt-Text nur überflogen, nicht aber voll durchdacht. (3,5/5)

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