Gabby Young & Other Animals

0
96
gabby young
kategorie: Feuilleton
label: India Records
genre: Jazz, Pop
medium: CD
sparte: Interview

VÖ: 28.03.2014

Seit Ende März ist das von Fans langersehnte, abermalige Kunstwerk einer Band, die es nicht gerne hat, sich in Schubladen stecken zu lassen, die ihre ganz eigene Methode hat Kohle für die Produktion eines Albums ranzuscheffeln und der es Spaß macht sich mit Hilfe ihrer ganz persönlichen Mittel immer wieder musikalisch weiterzuentwickeln, auf dem Markt.

Ich habe die Ehre erfahren, die Frontsängerin, eine unglaublich sympathische, junge Frau, die soeben mit einem Zwinkern die von Frauen so oft verhasste 3 an den Anfang ihrer vollendeten Lebensjahre willkommen geheißen hat, zu interviewen.

Eure Band nennt sich „Gabby Young & Other Animals“. Wer hat denn da jetzt eigentlich das Sagen?

Hauptsächlich läuft das so ab, dass ich eine Idee für einen neuen Song habe, daraufhin irgendetwas auf der Gitarre rumdudele, mein Lebensgefährte Stephen sich das anhört und so dann irgendwie der Grundstein für das neue Stück gelegt wird. Stephen ist auf jeden Fall ein entscheidendes Element, wenn es um die ersten Feinheiten geht. Der Rest ergibt sich dann meist von alleine in Zusammenarbeit mit der ganzen Band.

Ihr habt euer neues Album „One Foot In Front Of The Other“, wie auch die beiden vorherigen „We’re All In This Together“ und „The Band Called Out For More“ (die sich übrigens auch sehen und hören lassen können) mit Hilfe der Kickstarter-Methode des Crowdfounding finanziert. Wie geht’n das?

Wir sind sehr stolz darauf und haben unglaubliches Glück das mittlerweile seit 2009 so machen zu können. Unsere Fans haben Spaß daran sich zu engagieren und zeigen uns das mit ihrer immensen Großzügigkeit. Somit entsteht ein einzigartiges Netzwerk an Fans, Freunden und wunderbar verständnisvollen Menschen, die gewillt sind uns zu helfen, woraufhin wir dazu in der Lage sind, Alben zu produzieren, was wirklich mit unglaublich hohen Kosten verbunden ist, und ihnen das auf unsere Art und Weise zurückzugeben.

Dein Lieblingssong?

Hmm … Wahrscheinlich „Fear Of Flying“. Da kann ich auf der Bühne immer mein ganzes Herzblut reinstecken! Es gefällt mir die Emotionen, die es beherbergt, immer wieder neu zu erleben und mit meiner Stimme zu kreieren.

Edith Piaf ist eines deiner größten Vorbilder. Warum?

Ja, sie war ein wunderbarer Mensch. Sie hat in ihrem Leben zwar viele Schicksalsschläge ertragen müssen, hat aber die Musik zu ihrem Vorteil genutzt, um mittels ihrer Songs eine kleine Geschichte daraus zu basteln. Ich denke das ist es was mich am meisten an ihr fasziniert. Es ist wundervoll, wenn ein Mensch dazu in der Lage ist das Negative in seinem Leben zu seinem Vorteil zu nutzen, um so auf eine unglaublich kraftvolle Art und Weise so herzzerreißend schöne Lieder daraus entstehen zu lassen. Man kann richtig den Schmerz und das Leid, das in ihren Liedern steckt, heraushören, wenn sie jedes Mal auf’s Neue auf der Bühne ihre Geschichte erzählt hat.

Die Medien haben einige Schwierigkeiten damit euren Musikstil angemessen zu beschreiben. Wie definierst Du ihn denn?

(lacht) Tja, das ist so eine Sache. Also eigentlich finde ich es sowieso doof, dass die Musik eines Künstlers immer in eine Genre-Box hineingepfercht werden muss. Aber naja, das ist wahrscheinlich unumgehbar, allein um den Konsumenten darauf vorbereiten zu können, was er sich da nun gleich anhören wird. Ich weiß, dass unsere Musik eine Zeit als „Circus Swing“ klassifiziert wurde, vielleicht mag das für die ersten beiden Alben auch zutreffen. Aber ich bin der Meinung, dass sich unsere Musik stetig ändert und jeder Song etwas Neues und Frisches hat und daher immer schwerer in dieses System integriert werden kann. Wahrscheinlich passt die Bezeichnung „Circus Swing“ schon noch, aber ich finde es nach wie vor besser, wenn das einfach egal ist und wir unseren ganz eigenen Stil, einfach so wie er ist, oder so, wie er sich gerade entwickelt, ausleben können.

Deine Karriere als Sängerin hat bereits mit 12 Jahren begonnen. Damals warst Du jüngstes Mitglied im „National Youth Choir“. Warum hat sich deine Karriere letzten Endes doch in eine andere Richtung bewegt?

Ich war in jungen Jahren sehr angetan von klassischer Musik, später auch vom musikalischen Theater. Ich war immer der Meinung man könne seiner Stimme so den kraftvollsten Ausdruck verleihen, also das meiste daraus machen. Mein größtes Vorbild war damals Maria Callas, auch heute inspiriert sie mich noch maßgebend. Allerdings hatte ich große Probleme den doch sehr dogmatischen Grundsätzen der Oper zu folgen. Die Disziplin, die dort vorausgesetzt wird, ist immens. Und dadurch, dass ich ein kleiner Freigeist bin (lacht), habe ich die Stücke natürlich immer ein wenig auf meine ganz persönliche Art und Weise abwandeln wollen. Das ging aber leider nicht und so habe ich mich letztlich dazu entschlossen, Beispielen wie Jeff Buckley zu folgen und meiner Musik auch meine ganz eigene Note zu geben.

In „The Devil Has Moved In“ geht es darum, wie die böse Musikindustrie Geldmonster aus gutgläubigen Künstlern macht. Wie stellt ihr es an, dass ihr nicht einer von diesen geldgeilen Haien werdet?

(lacht) Ja, das war eigentlich eher als eine Art Scherz gedacht. Ich bin wirklich nicht der Typ Mensch, dem es Spaß macht, Leuten vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen haben. Aber trotzdem denke ich, dass wir als Band einen Vorteil haben. Unser Erfolg ist vor allem unserer soliden Fanbase zuzuschreiben. Wir sind also vielmehr langsam an der Karriereleiter hochgekrackselt, als darauf zuzurennen und gehetzt hochzustürzen, um sich dann eine blutige Lippe davon zu holen. Denn seit Anbeginn unsere Karriere waren wir sehr darauf bedacht selbst die Kontrolle zu wahren und aufzupassen, dass das Ganze nicht aus dem Ruder läuft. Das Musikbusiness ist ein sehr hartes und bisweilen auch angsteinflößendes Geschäft und das ist uns sehr wohl bewusst.

Gabby Young ist wirklich eine bemerkenswerte Ausnamekünstlerin. Während unseres Gesprächs konnte ich förmlich spüren, wie sie mich mit ihrem natürlichen Positivismus angesteckt hat. Von dieser dynamischen Amazone werden wir in naher Zukunft hoffentlich noch einiges mehr sehen und hören. Für jetzt ist aber erstmal Schluss! Roger and out!

(5,5/5)

Deine Meinung

Dein Kommentar
Bitte Name eingeben