kabale und liebe
kategorie: Feuilleton
location: Schauspiel (Leipzig)
sparte: Theater

Datum: 15.02.2014

Auf ging es, ein Wochenende der theatralischen Abendkultur zu widmen. Zum Schauspiel führte samstäglich der also vorgeschriebene Weg. Gegeben wurde Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“.

Alte Geschichte: Ein adeliger Sohn (Ferdinand) einflussreichen Vaters (Präsident von Walther), verliebt sich, stürmend und drängend hin zu einem bürgerlichen Mädchen (Luise), das ihm gleichsam verfällt. Beide meinen ihre Liebe sei stark genug die Konventionen zu überwinden und sind gewillt alles dafür einzusetzen. Doch machen sie ihre Rechnung ohne Berücksichtigung des menschlichen Potentials zur Schlechtigkeit. Der Vater hat eine standesgemäßere Vermählung im Sinn, die ihm den Machterhalt bei Hofe zu sichern verspricht, der Herr Sohn soll doch lieber die Lady Milford heiraten, die Favoritin des Fürsten. Der dieser jedoch nicht zuneigt, was sie ihm zu strafen verspricht. Zu allem Überfluss weiß der Haussekretär des Präsidenten, Wurm genannt, ein feines Netz zu spinnen, aus Verpflichtungen, Ehren und Zwängen, das die Schmetterling in beiden, jungen Bäuchen zu fangen bestrebt ist, dies die Kabalen, dies die Tragik unerfüllter Liebe, dies die Dramatik der Verzweiflung, die Niedrigkeit der Eigeninteressen und ihrer Pragmatiker.

Zudem eine Zugabe den Darstellenden. Einen Special Guest nennt man dies heute wohl, der Schlagzeuger Paul Tetzlaff. Der zu manch Stimmung etwas klopfte und schlug. Was wahrlich passlich und harmonisch integriert, dabei er zudem etwas Alarm machte. Dabei schwebte er mit seinem Set auf einem Podest von der Bühnendecke, an Drahtseilen.

Beide Hauptdarsteller waren ausgesprochen gut! Die klein brünett-lockige Luise hat am Besten gefallen, ihr Konterpart Ferdinand war auf ihrer spielerischen Höhe. Größe, die ihre Körperlichkeit um mindestens ein Meter fünfzig überragt, um im Bild zu bleiben. Kam auch das Gefühl auf, bei ihm sei mehr aus der schillernden Rolle gekommen und bei Luise mehr aus deren Spiel. Einig humoriges Betonungen waren drin, mithin komödiantische Anklänge, sowie hier und da kurze Tanzeinlagen (zur Trommel-Musik), auch dies je sehr stimmig. Ein Darsteller, der weniger zu tun hatte, hat jedoch etwas genuschelt (Miller), was nicht so sehr genehm. Wie leider der ein oder andere Schiller-Satz recht rasant von sich gegeben ward. Es könnte jedoch sein, dass dieses dem hinteren Sitzplatz geschuldet war, oder es an des Rezensenten nicht ganz so guten Ohren lag.

Zum Bühnenbild: Alles schwarze, kahle Wände (inkl. der Decken und Böden), dreierlei Podeste, kreisrund, die sich drehen ließen. Dass die Darstellenden schon mal in Bewegung waren, auch wenn sie standen, diese Turntables drehten aber nicht die ganze Zeit durch. Manchmal dies mit der Kleinen, vollkommen erstarrt im Hintergrund. Wie ihr Geist, stets anwesend, oder ihr Bild mahnend, warnende vor Unglück. Dies plakativ, dennoch nicht aufdringlich. Eine schöne Idee, mit dem bewegten Raum, auch wenn es manchmal, im Nutzen (seiner mechanischen Bestandteile), etwas bemüht wirkte. Einmal wurde auch die Schlagzeugbühne ins Spiel integriert, da einer der Schauspieler gegen sie stieß (als sie etwas, im Trommelfuror, heruntergelassen wurde), dass diese jedoch immer sichtbar war, mitten über der Bühne hängend, kann man wohl als etwas zu prominent positioniert ansehen. Möglicherweise. Die Dynamik der Schauspieler, ihr Toben, und ihre Bewegungen, passten gut zum Bühnenbild, zum Klappern und Klopfen, so dass sie sich gegenseitig bedienten und dem Ganzen eine größere Rasanz zukam. Im Wechselspiel. Das recht gut funktionierte.

(4/5)

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